Wann hattest du zuletzt das Gefühl, dass jemand deine persönlichen Grenzen überschritten hat? Physisch ist es zumeist leichter, Distanzlosigkeit zu erkennen. Hier können wir in der Regel gut wahrnehmen, wenn uns jemand anderes körperlich zu nahe kommt. Aber es kann genauso passieren, dass unsere emotionalen Grenzen nicht eingehalten werden. Deine emotionalen Grenzen dienen dazu, deine individuellen Bedürfnisse, Werte und Gefühle zu schützen. Das heißt, sie signalisieren, was dir wichtig ist und wann dir etwas zu viel ist. 


Bei Paaren beobachte ich zu Beginn einer Beziehung häufig, dass sie zu einem “wir” verschmelzen. Es scheint anfangs keine Abgrenzung zwischen den Partner:innen zu existieren. Um Harmonie zu wahren oder das Gegenüber nicht zu verletzen, sagen Partner:innen häufiger “Ja” als “Nein” (obwohl sie “Nein” meinen). Dies kann sich beispielsweise auch auf das Bedürfnis nach körperlicher Nähe beziehen, das für eine Partner:in schon erreicht sein mag und den/die andere nicht.

Da bei Paaren selten die Bedürfnisse und Werte identisch sind, braucht es eine gewisse Zeit, um diese besser kennenzulernen und somit respektieren zu können. 


Ein anschauliches Beispiel für eine Grenzüberschreitung innerhalb einer Beziehung ist die folgende Situation. Ein Paar verbringt zunächst Zeit zu zweit und er erzählt ihr von einer Anekdote aus dem Büro. Wenige Zeit später verbringt das Paar einen gemütlichen Abend mit Freund:innen, wobei sie die Anekdote ihres Partners offenkundig mit der Gruppe teilt. Er selbst hätte diese nicht in der Gruppe erzählt und fühlt sich folglich unwohl. Sie hingegen, kann das nicht nachvollziehen, da er umgekehrt etwas Ähnliches von ihr gerne hätte teilen können. 

Dieses Beispiel begegnet mir in meiner Arbeit mit Paaren in unterschiedlichen Formen sehr häufig und zeigt, dass die persönlichen Grenzen sehr verschieden sein können. Die eigenen Grenzen sind keine Schablone für die Grenzen anderer.


Doch was kannst du tun, um für deine Grenzen einzustehen? Dafür ist zunächst ein Bewusstsein über deine eigenen Grenzen wichtig. Denn nur, wenn du deine Grenzen kennst, kannst du diese auch kommunizieren. Grenzen setzen bedeutet deinen Mitmenschen klar zu sagen, wenn dir etwas zu weit geht und deine Bedürfnisse mitzuteilen. Zwei Möglichkeiten, um Grenzen leichter zu kommunizieren sind 1) Bedenkzeit einfordern und 2) Wünsche äußern. Beispielsweise “Ich möchte erst darüber nachdenken, bevor ich dir eine Rückmeldung gebe” oder “Ich möchte, dass das unter uns bleibt”.


Wo genau verlaufen deine persönlichen Grenzen? Nutze die folgenden Fragen, um deine persönlichen Grenzen besser zu verstehen.

Welche Bedürfnisse sind dir so wichtig, dass deren Missachtung eine Grenzüberschreitung für dich bedeutet? (zum Beispiel Gleichberechtigung oder Respekt)

Wann hast du dich zuletzt im Kontakt mit einer anderen Person unwohl gefühlt? Welche deiner Grenzen wurden von ihr gegebenenfalls überschritten?

In welchen Situationen erlaubst du anderen Menschen nahe an dich heranzukommen? Wann nicht?


**Deine drei Take-aways**

1. Persönliche Grenzen sind enorm wichtig, da sie deine Bedürfnisse, Werte, Gefühle und damit deine mentale Gesundheit schützen.

2. Du bist selbst verantwortlich, für deine persönlichen Grenzen in einer Beziehung einzustehen.

3. Du kannst durch Selbstreflexion deine eigenen Grenzen besser verstehen und damit auch leichter kommunizieren.



Jeder Mensch hat persönliche Grenzen in einer Beziehung. Es ist wichtig, diese zu erkennen und zu kommunizieren.

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Kolumne | Besser Sprechen mit Marleen - Wie du deine persönlichen Grenzen in einer Beziehung erkennst und kommunizierst