**Authentizität beziehungsweise die Eigenschaft, authentisch zu sein, macht Menschen sympathisch. Vor allem, weil sie uns das Gefühl geben, „echt“ zu sein. Was das aber genau bedeutet, ist nicht immer ganz klar.**

## Was ist Authentizität?

Die Stanford Enzyklopädie für Philosophie schlägt zwei Bedeutungen für Authentizität vor. Authentisch zu sein könne entweder bedeuten, „von unstreitbarem Ursprung oder Urheberschaft“ zu sein oder „einem Original zu entsprechen“ beziehungsweise eine verlässliche Repräsentation darzustellen. Einfacher gesagt und auf Personen bezogen: Authentisch sind Personen, die sich so verhalten, wie sie auch tatsächlich sind. Er oder sie ist „echt“ und entspricht seinem Selbst, ohne sich zu verstellen.

Nun mag man sich zurecht fragen: Was soll das bitte bedeuten? Wie kann man echt sein? Wie kann man etwas entsprechen, von dem man vielleicht gar nicht weiß, was es ist? Und, die vielleicht wichtigste Frage in diesem Zusammenhang: Ist es immer nötig und möglich, echt zu sein?

## Wie können wir Authentizität ermöglichen?

Um dem nahe zu kommen, wie wir wirklich sind, ist es hilfreich, sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Denn Authentizität setzt Reflexion voraus. Wenn wir uns mit uns selbst beschäftigen, können wir auch anderen Menschen die Möglichkeit geben, an unserem Innenleben teilzuhaben.

Das Gefühl zu haben, selbst authentisch zu sein, hat zudem direkte Auswirkungen auf unser psychisches Wohlbefinden. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 sind Menschen, die authentisch sind, grundsätzlich zufriedener.

Vor allem die Folgen von Einsamkeit, zu denen depressive Verstimmungen und Angststörungen gehören können, seien weniger stark ausgeprägt, wenn man das Gefühl hat, authentisch zu sein. Das hängt laut US-Psychologe Stephen Joseph damit zusammen, dass authentische Menschen dazu neigen, Krankheitssymptome früher zu erkennen und nach ihnen zu handeln. Authentizität bedeutet also auch, einen besseren Zugang zu sich selbst zu haben. In diesem Fall neigt man auch eher dazu, sich in Notfällen früher Hilfe zu holen oder selbstzerstörerisches Verhalten früh zu erkennen.

## Was bedeutet es, authentisch zu sein?

Eine Person, die authentisch ist, verhält sich so, dass sie den eigenen Bedürfnissen, Idealvorstellungen oder auch Glaubenssätzen entspricht. Und nicht denen, die von außen oder von anderen vorgegeben werden.

Das heißt aber auch: Wir können nicht immer authentisch sein. Wenn es etwa den eigenen Idealvorstellungen entspricht, immer barfuß und ohne Oberteil durch die Welt zu bewegen, kann das in den eigenen vier Wänden befreiend sein. In der U-Bahn, im Büro, in Restaurants oder in der Schreinerei könnte es jedoch zu Problemen kommen.

Denn Authentizität kann immer auch mit gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen kollidieren. Will heißen: Manchmal kann es ratsam sein, sich den Vorstellungen anderer anzupassen. Oder zumindest anzunähern, um nicht in die Komfortzone oder Intimsphäre von anderen Menschen einzudringen. In diesem Zusammenhang spricht man in der Soziologie auch von „sozialen Rollen“. Wir nehmen in verschiedenen Umgebungen unterschiedliche Rollen ein. Auf der Arbeit als Mitarbeiter:in, in der Schule als Schüler:in oder in der Liebesbeziehung als Partner:in. Während die ersten beiden genannten sozialen Rollen in Bezug auf die Authentizität immer mal wieder Einschränkungen oder Anpassungen bedeuten können, sieht es in der sozialen Rolle als Partner:in schon anders aus.

## Die Rolle von Authentizität in Beziehungen

Authentisch zu sein bedeutet oft auch, sich verletzbar zu machen. Wenn man seine ehrlichen Gedanken, Gefühle und Vorstellungen offen kommuniziert, zeigt man, was einen selbst als Person ausmacht. Daher ist es für viele verlockend, das eigene Ich zu überspielen und vielleicht Rollen einzunehmen, die einem nicht guttun. Wer aber den Schritt wagt, in Beziehungen, ganz gleich ob in Freundschaften oder in Liebesbeziehungen, authentisch zu sein, zeigt seinem Gegenüber auch, dass Vertrauen da ist.

Außerdem neigen Menschen, die sich mit sich selbst auseinandersetzen dazu, Konflikte besser lösen zu können. Anstatt Probleme auf das Gegenüber zu schieben, setzen sie sich mit unangenehmen Gefühlen wie Trauer, Angst oder Wut auseinander und haben einen leichteren Zugang zu dessen Ursprüngen. Bei Menschen, die nicht authentisch sind oder denen vielleicht das nötige Selbstvertrauen dafür fehlt, ist das um einiges schwerer.

*Wenn du gerne praktische Tipps möchtest, wie du mehr Authentizität in deine Beziehungen bringst, erfährst du das [hier](https://app.hellodearest.io/de/article/wirklich-zusammen-5-tipps-fuer-mehr-authentizitaet-in-beziehungen). Gerne kannst du auch direkt einen Termin mit einer oder einem unserer Coaches buchen und dir einige auf dich zugeschnittene Ratschläge abholen. Wir freuen uns auf dich!*

Quellen

Bryan, J. L., Baker, Z. G., & Tou, R. Y. (2017). Prevent the blue, be true to you: Authenticity buffers the negative impact of loneliness on alcohol-related problems, physical symptoms, and depressive and anxiety symptoms. Journal of health psychology, 22(5), 605-616.

Goffman, Erving: *The Presentation of Self in Everyday Life.* Doubleday & Company, New York 1959.

Authentizität oder die Kunst, authentisch oder auch "echt" zu sein, kann die Qualität unserer Beziehungen und unser Wohlbefinden verbessern. Doch was bedeutet das?

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Authentizität – Was heißt schon „echt“?