**Geld in der Beziehung ist oft ein Tabuthema. Doch es ist gerade in Langzeitbeziehungen wichtig, auf einen gemeinsamen finanziellen Nenner zu kommen.**

Ob in der Beziehung oder als Einzelperson: Wie wir mit Geld umgehen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das hat mit unserer *finanziellen Sozialisation* zu tun. Sie ist geprägt von der Art, wie unsere Eltern mit Geld umgehen und wie ihr Bezug dazu ist. Sind unsere Eltern spendabel, kann es gut sein, dass das auf uns abfärbt. Sind oder waren die eigenen Eltern eher sparsame Menschen, schauen wir uns das höchstwahrscheinlich ab. Wenn Menschen mit unterschiedlichen finanziellen Sozialisationen nun aufeinandertreffen und einen gemeinsamen Haushalt gründen oder gemeinsame finanzielle Ausgaben haben, kann das Konflikte mit sich bringen.

Die finanzielle Sozialisation hat auch Auswirkungen darauf, wie und ob wir über Geld sprechen. Wenn etwa finanzielle Schieflagen wie zum Beispiel Schulden oder auch ein Mangel an Geld bei Gesprächen eher gemieden wurde, wird es uns später auch schwer fallen, über das Thema zu sprechen. Wie finden wir also die richtigen Worte für jenes Thema, das unsere Welt regiert?

## Geld und Beziehung: Wie können wir darüber sprechen?

Wenn ihr in eurer Beziehung noch nie über Geld gesprochen habt oder das Thema vorbelastet ist, bereitet euch ein wenig vor. Macht gemeinsam einen Tag und eine Uhrzeit aus, an dem ihr beide etwas Zeit habt. Macht euch vorher Gedanken, vielleicht auch Notizen zu folgenden Fragen:

- Wieviel Geld benötigen wir monatlich für Nahrung, Miete und ähnliche Kosten?
- Was kosten meine Freizeitaktivitäten?
- Wie hoch ist mein persönliches Budget?
- Welche Dinge sind für mich wichtig, für was gebe ich mein Geld aus?
- Gibt es Ausgaben, auf die ich verzichten kann?
- Welche Ausgaben sollten wir gemeinsam bezahlen, welche Ausgaben sind nur für mich?
- Welchen Stellenwert hat Geld für mich? Wie oft denke ich über Geld nach und welche Gefühle habe ich dabei?
- Welches sind meine größten Ängste in Bezug auf Geld?
- Wie wurde Geld bei meinen Eltern thematisiert?
- Wie habe ich als Kind über Geld nachgedacht?

Wenn ihr die Antworten auf diese Fragen besprecht, ist es wichtig, die Prioritäten des/der anderen zu akzeptieren. Wie viel und ob man bestimmten Dingen Wert beimisst und wie hoch dieser ist, ist von Person zu Person unterschiedlich. Besprecht dabei auch den Stellenwert von Geld in eurer Kindheit und in eurem Elternhaus. So lernt ihr auch die Einstellung eures Gegenüber zu Geld kennen und findet vielleicht heraus, warum ihr in einer bestimmten Art über Geld nachdenkt.

Die einen geben Geld für gutes Essen aus, anderen ist hochwertige Kleidung wichtig, wieder andere pflegen teure Hobbies und investieren ein gefühltes Vermögen in ihre Gartenzwerg-Sammlung. So lange diese Dinge im Rahmen des Möglichen des/der einzelnen bleiben, sollte man versuchen, die Vorlieben des/der anderen zu akzeptieren. Das setzt voraus, dass diese Ausgaben nicht von Ersparnissen oder Konten abgehen, die für gemeinsame Ausgaben gedacht sind.

## Ein Gemeinschaftskonto kann Problemen vorbeugen

Wenn Menschen zusammenleben, kann ein Gemeinschaftskonto viel Rechnerei und Nerven sparen. Wenn man sich vorher einigt, welche Ausgaben über ein Gemeinschaftskonto abgerechnet werden, muss man sich seltener mit der Thematik beschäftigen und hat Zeit für andere Dinge.

Falls ihr euch dafür entscheidet, richtet ihr es idealerweise gemeinsam ein und entscheidet, für was es genutzt wird. Das könnten etwa die Miete, Nahrungen oder sonstige haushaltsnahe Anschaffungen sein. Euer eigenes Konto behaltet ihr dennoch.

Ist ein Gemeinschaftskonto eingerichtet, geht es ans Rechnen: Wie viel Geld benötigen wir für Miete und Nahrung? Wie hoch sind unsere Fixkosten? Wenn ihr beide einen Dauerauftrag für einen bestimmten Betrag einrichtet, sorgt ihr dafür, dass eure Fixkosten gedeckt sind. So muss man sich um die grundlegenden Dinge keine Sorgen machen und kann sein restliches Geld dennoch für Gartenzwerge ausgeben.

Wenn es eure finanzielle Situation erlaubt, könnt ihr auch darüber nachdenken, ein gemeinsames Sparkonto einzurichten. Findet einen festen Betrag, der euch beiden nicht weh tut und richtet auch dafür einen Dauerauftrag ein. Es empfiehlt sich, diesen auf den Monatsanfang zu datieren. Optimalerweise ist der Betrag so hoch beziehungsweise niedrig, dass ihr euch nicht weiter einschränken müsst. Auch wenn die Beträge klein sind, addieren sie sich mit der Zeit und genügen nach einer Weile für gemeinsame Ausflüge oder Urlaube.

Ihr könnt auch einen Zielbetrag ausmachen, auf den ihr gemeinsam sparen wollt. Einigt euch vorher, für was ihr ihn ausgeben wollt. So bekommt das Thema Geld in der Beziehung einen angenehmeren Beigeschmack.

## Geteiltes Geld ist halbes Geld

Es wäre schön, wenn wir alle fair und gleichberechtigt bezahlt werden würden. Doch der [Gender Pay Gap]( https://app.hellodearest.io/de/article/female-empowerment-alle-geschlechter-sind-stark) spricht nach wie vor eine andere Sprache. Auch unterschiedliche Qualifikationen, Prioritäten (Arbeitszeit, Aufwand, Gehaltswünsche, Ausgaben) und Auffassungen werden dazu führen, dass Menschen in Beziehungen unterschiedlich viel Geld zur Verfügung haben. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Teilen wir alles 50/50 auf? Wie können wir das ganze fair gestalten?

Hier kann es sinnvoll sein, für beide Beteiligten eine Aufstellung des Jahreseinkommens zu machen. Diese setzt ihr ins Verhältnis. Verdient einer der Partner 30.000 Euro und die andere Person 20.000 wäre das Verhältnis 60 Prozent zu 40 Prozent. Wenn ihr die Ausgaben eurem Einkommen nach fair gestaltet möchtet, könntet ihr euch das Geld, das ihr monatlich auf das Gemeinschaftskonto überweist, zu diesem Prozentsatz einteilen. Doch dabei handelt es sich nur um einen Lösungsvorschlag - es kann gut sein, dass ihr einen anderen Weg findet, der für euch richtig ist. Wichtig ist es, dass ihr euch beide damit wohl fühlt. Denn hier spielen erlernte Verhaltensweisen, Glaubenssätze, Erfahrungen und Werte eine Rolle, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausfallen können.

## Über Geld in der Beziehung sprechen: Macht es euch zur Gewohnheit

Über Geld redet man nicht? Sollte man aber. Wer nicht über sein Gehalt spricht, erleichtert unfaire Bezahlung. Und wer in der Beziehung nicht über Geld spricht, riskiert Ungerechtigkeit und Frust. Auch, wenn es am Anfang schwerfällt: Mit etwas Übung wird es einfacher. Wenn ihr regelmäßig über eure Ausgaben, Einnahmen und eure Einstellung zum Geld sprecht, bekommt ihr Routine darin und findet einen gemeinsamen Weg, eure finanzielle Beziehung gesund zu halten. 

*Geld ist bei dir ein Tabuthema? Du traust dich nicht, darüber zu sprechen, weißt aber, dass es notwendig ist? Eine:r unserer Coaches kann dich dabei unterstützen, die richtigen Worte zu finden. Buche einfach einen Termin.*

Quelle: Ullah, Saif; Yusheng, Kong: Financial Socialization, Childhood Experiences and Financial Well-Being: The Mediating Role of Locus of Control. In: Frontiers of Psychology, 2020.

Über Geld spricht man nicht? Von wegen! Gerade in Beziehungen ist es wichtig, das Thema auf den Tisch zu bringen. Wie finden wir die richtigen Worte?

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Über Geld sprechen: Wie planen wir unsere gemeinsamen Finanzen?