**Spielen hat in unserer Berufswelt einen geringen Stellenwert. Umso mehr sollten wir die scheinbar sinnbefreite Beschäftigung in unseren Alltag einbauen. Vor allem unsere Beziehungen können massiv davon profitieren.**

Unsere Gehirne sind darauf ausgelegt, Energie zu sparen. Am liebsten schalten sie in den Schongang, Routine ist der bevorzugte Betriebsmodus. Wenn es möglich ist, werden so viele Aktivitäten wie möglich in jenen Teil des Gehirns geschoben, der für automatisierte Handlungen zuständig ist. Und so kommt es, dass wir irgendwann verwundert feststellen, dass wir alles im gleichen Rhythmus tun. Von der Morgenroutine über den Arbeitstrott bis zum abendlichen TV-Ritual: Alles geht seinen gewohnten Gang. Allzu oft geht das auch in unsere Beziehungen über. Und da kann es ratsam sein, aus der Routine auszubrechen.

## Spielend aus der Routine ausbrechen

Eine gute Möglichkeit, um genau das zu tun, ist es, zu Spielen. Denn das Spiel, so beschreibt es etwa die Psychologin Naomi Brower von der Utah State University im Rückgriff auf wissenschaftliche Studien, kann zahlreiche positive Auswirkungen auf Beziehungen und die Menschen, die sie führen, haben. Dazu gehören Aufwertungen in den Bereichen der Bindungsfähigkeit, Kommunikations-Skills, Konfliktfähigkeit und die allgemeine Zufriedenheit mit Beziehungen.

Außerdem fördere das Spiel Spontaneität und die Möglichkeit, wichtige positive Erinnerungen zu verankern, auf die wir zurückgreifen können, wenn es mal nicht so rund läuft. Wer Ernst und Alltag durch Spiel und Abwechslung ergänzt, kann außerdem von mehr Intimität, positiven Gefühlen und einem gesteigerten Gemeinschaftsgefühl profitieren. All diese positiven Eigenschaften können später dabei helfen, Herausforderungen gelassener entgegenzutreten.

## Warum Spielen schon immer wichtig war

Doch auch für „frischere“ Beziehungen kann es sinnvoll sein, sich dem Spiel zu widmen. Im Spiel, so vermuten es Garry Chick und andere Spiel-Forscher:innen, haben schon unsere Vorfahren potenzielle Partner:innen ausgecheckt. Denn wie sich Menschen im Spiel verhalten, so die These, kann uns zeigen, mit wem wir es zu tun haben. So konnten unsere männlichen Vorfahren im Spiel beweisen, dass sie ihr Aggressionspotential im Griff haben. Auf der weiblichen Seite konnte hingegen gezeigt werden, dass noch genügend jugendliche Energie vorhanden sei – vor allem, um sich gemeinsam fortzupflanzen.

Und tatsächlich: Auch heute noch können wir im Spiel erkennen, mit wem wir es zu tun haben. Denn da können Charakterzüge zum Vorschein kommen, die nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich sind: Ehrgeiz, Großzügigkeit, Ernsthaftigkeit und Verspieltheit. Auch können uns spielerische Annäherungen im Alltag helfen, problematische Themen anzusprechen. In einen Witz oder spielerische Anekdote verpackt, kann es leichter fallen, auf Schwierigkeiten hinzuweisen, wenn wir uns in der Kommunikation nicht so sicher sein sollten.

## Mit diesen Tipps kannst du mehr Spielspaß in deine Beziehung bringen

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie das Spiel in Beziehungen aussehen kann. Brettspiele, Rollenspiele, Computerspiele, Escape-Games, Partyspiele und natürlich Sex-Spiele – die Wahl können wir euch nicht abnehmen. Aber es gibt einige Vorbereitungen, die ihr treffen könnt, um euch den Raum zu schaffen, den ihr braucht, um Spaß und Spiel in eure Beziehungen zu bringen. In Anlehnung an Brower können wir folgende Vorbereitungen empfehlen:

- Einen festen Tag ausmachen: So wird euer Play-Date konkret und bleibt nicht beim Vorhaben.
- Körperliche Aktivitäten in den Alltag einbauen: So steigert ihr euer generelles Aktivitäts-Level. Dann fällt es auch leichter, zum Spiel aktiv zu werden.
- Das innere Kind rauslassen: Es ist nicht nur in Ordnung, sondern sogar wünschenswert, dass ihr das Kind in euch rauslasst. Das will, darf und muss sogar spielen. Traut euch!
- Lasst euch aufeinander ein: Vielleicht stellt sich euer Gegenüber unter „Spaß und Spiel“ etwas anderes vor als ihr selbst. Lasst euch ruhig mal darauf ein.
- Versucht, Konflikte zu einer anderen Zeit zu klären. Wenn Spiel-Zeit ist, ist Zeit zu spielen. Streiten könnt ihr immer noch.
- Sucht euch eventuell Spiele raus, bei denen es nicht darum geht, den/die andere:n „abzuziehen“. Das kann schnell nach hinten losgehen, vor allem wenn eine:r oder beide von euch sehr ehrgeizig ist.
- Richtet euch ein kleines Spiel-Budget ein. Falls das Geld zum Monatsende gerne mal knapp wird, legt schon am Anfang des Monats etwas Geld beiseite für eure spielerischen Aktivitäten.
- Gebt dem Spaß mehr Raum! Das Leben ist ernst genug.

Bei all dem ist wichtig: Trefft die Entscheidungen gemeinsam. Nehmt euch Zeit, vielleicht macht ihr eine Liste oder ein Brainstorming, bei dem ihr einen Plan fasst, was ihr gerne gemeinsam tun wollt. Entscheidet zusammen, was ihr als erstes spielt und welches Spiel erst einmal noch Warten kann.

Übrigens: Je früher ihr mit dem Spielen (wieder) beginnt, umso leichter wird es euch fallen. Denn mit steigendem Alter nimmt die Lust zum Spiel oft ab – solange sie nicht trainiert wird. Doch wenn wir genau das tun, können wir der Faulheit unserer Gehirne wieder in die Karten spielen. Wenn wir damit beginnen, feste Spiel-Zeiten in unser Leben einzubauen, werden diese irgendwann zur Gewohnheit. Aber nicht zur langweiligen, sondern zur produktiven.

*Ihr steckt in eurer Beziehung in der Routine fest, wisst aber nicht, wie ihr aus ihr herauskommt? Buche noch heute eine Session mit einer/einem unserer Coaches oder bringe mit einer unserer Lernreisen mehr Spaß in deine Beziehung.* 

Quellen: Brower, Naomi: Have Fun! The Importance of Play in Couple Relationships. In: Families and Communities, 08/2011.

Chick, Garry et al.: Play and Mate Preference – Testing the Signal Theory of Adult Playfulness. In: American Journal of Play, 2012. S. 407-439.

Spielen hat in unserer Berufswelt einen geringen Wert. Umso wichtiger ist es, das Spiel in seine Beziehungen zu bringen.

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Spielend aus der Routine: So wichtig ist Spielen für unsere Beziehungen