**Möchtest du lieber Recht haben oder eine Beziehung aufbauen?**


Wann hast du das letzte Mal in einer Diskussion auf deinen Standpunkt bestanden, weil du dir sicher warst, dass du Recht hast? Recht haben wollen, ist bei Paaren oft ein Ursprung von Streit und Konflikten. Und obwohl “Recht haben” sich richtig gut anfühlen kann, ist der Lösungsweg “Der/die Klügere gibt nach” in Beziehungen oft die bessere Wahl. 


Was passiert mit uns, wenn wir Recht haben wollen? Meistens möchten wir Bestätigung haben. Das heißt, wir wollen Anerkennung dafür, dass wir etwas Bestimmtes wissen. Wir wollen, dass der oder die andere versteht und bestätigt, dass wir mit unserer Überzeugung richtig liegen. Wenn die Diskussion in einen Streit eskaliert, vergessen wir manchmal sogar, womit der Konflikt ursprünglich losging und wollen vor allem “gewinnen”. Das heißt, das Interesse gilt nur noch der Stärkung der eigenen Position und nicht der Beziehung oder dem Partner oder der Partnerin. 


Wenn Paare zu mir ins Beziehungscoaching kommen, muss ich häufig darauf achten, dass sie mir nicht die “Rolle der Schiedsrichterin” zuschreiben. Also dass ich darüber entscheiden soll, wer von beiden Recht hat. Beide versuchen mich von ihrer eigenen Version zu überzeugen und würden gerne von mir die Bestätigung erhalten, dass der oder die andere im Unrecht ist.


Das Problem ist jedoch, dass wenn eine:r Recht hat, eigentlich beide verloren haben. Denn indem wir auf unser Recht bestehen, schaffen wir eine Distanz zum Gegenüber und gehen aus der Verbindung. Während der oder die recht habende Person sich im eigenen Selbstwert bestärkt und überlegen fühlt, fühlt sich die andere Person klein und niedergeschlagen. Beide sind nicht mehr in Beziehung. Eine wichtige Frage ist also: Wollen wir Recht haben oder in Beziehung sein? Beides geht nicht. 


Das soll nicht heißen, dass du nie wieder Recht haben darfst. Natürlich haben wir alle ein Recht auf unsere Meinungen, unsere Interpretation der Realität sowie unsere Überzeugungen, die wir über die Zeit hinweg gelernt und entwickelt haben. Es geht eher darum zu akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich geprägt und sozialisiert sind und daher verschiedene “Wahrheiten” existieren. Es geht auch darum zu verstehen, dass wir uns selbst isolieren, wenn wir glauben, unsere eigene Interpretation der Realität sei die einzig Richtige. 


Wie kannst du, anstatt auf dein Recht zu bestehen, eine Verbindung zu deinem Gegenüber halten oder aufbauen? Du kannst beispielsweise versuchen, dich offen auf die andere Person einzulassen. Das heißt, aktiv zuzuhören, dich mit der anderen Ansicht auseinanderzusetzen und auch andere Meinungen gelten zu lassen. Wenn man das eigene Ego zur Seite schiebt, ist es oft gar nicht so wichtig, wer in einer Situation Recht hat. Stattdessen könnte das Ziel sein, dass sich beide nach einer Diskussion gut fühlen. “Der/die Klügere gibt nach” bedeutet dann nicht “aufgeben”, sondern Verständnis für die Sichtweise des oder der anderen aufzubringen und die Andersartigkeit zu akzeptieren. 


**Deine 3 Takeaways:**

1. Auf das eigene Recht zu bestehen schafft Distanz zum Gegenüber und man geht aus dem Kontakt.

2. Wir haben alle unterschiedliche Prägungen, die dazu führen, dass wir die Welt unterschiedlich wahrnehmen und verschiedene Überzeugungen entwickeln.

3. Du kannst eine Verbindung zu deinem Partner oder deiner Partnerin halten oder aufbauen, indem du aktiv zuhörst, dich mit der anderen Ansicht auseinandersetzt und auch andere Meinungen gelten lässt.

Recht haben wollen, ist bei Paaren oft ein Ursprung von Streit und Konflikten. Wie kannst du, anstatt auf dein Recht zu bestehen, eine Verbindung zu deinem Gegenüber halten oder aufbauen?. 

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Kolumne | Besser sprechen mit Marleen... Recht haben.