**Selbstliebe und ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein werden oft als Arroganz oder Narzissmus missverstanden. Dabei gibt es einen deutlichen Unterschied.**

Den Unterschied zwischen Narzissmus und Selbstliebe finden wir im Spiegel. Genauer gesagt, in der Art und Weise, in der Narzist:innen auf der einen und Selbstliebende auf der anderen Seite in den Spiegel blicken.

## Narzissmus und Selbstliebe: Wo ist der Unterschied?

Narzissmus, so beschreiben es die Psychologen W. Keith Campbell und Eric A. Rudich, ist grundsätzlich ein Zeichen dafür, dass es an Selbstwertgefühl, Selbstakzeptanz und Selbstliebe mangelt. Das zeigt sich auch in den Beziehungen zu anderen Menschen. Denn Narzist:innen neigen in zwischenmenschlichen Beziehungen dazu, nach Möglichkeiten zu suchen, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern.

Menschen, die sich selbst lieben und ein gesundes Verhältnis zu sich haben, finden diese Bestätigung bereits größtenteils in sich selbst. Daher haben sie in Beziehungen Raum dafür, sich zu öffnen und mehr Fokus auf das Wohl des/der anderen zu legen. Es geht Selbstliebenden vielmehr darum, die Beziehung zu sich selbst gesund zu halten und sich selbst wertzuschätzen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Menschen, die Bestätigung bei anderen suchen, automatisch Narzist:innen sind und Selbstliebende keine Bestätigung suchen. Vielmehr liegt der Unterschied zwischen beiden darin, dass in den Beziehungen von Narzist:innen weniger Raum für den/die Partner:in ist.

## Narzissmus und Selbstliebe in Beziehungen

Narzist:innen fordern von ihren Partner:innen oft unbewusst, ihre Fähigkeiten, Äußeres oder auch ihr Können zu bewundern. Häufig kommt bei ihnen ein vermeidender oder ein ängstlicher Bindungsstil vor. Ihre Beziehungen sind also von Gegensätzlichkeit geprägt; sie suchen gleichzeitig nach Liebe und Anerkennung, haben jedoch Probleme damit, diese auch zu geben und Nähe zuzulassen.

Die Bestätigung von ihren Partner:innen hilft ihnen, das Bild, das sie von sich selbst haben, in schönen, strahlenden Farben zu malen. Sie sind auf der einen Seite sehr empfindlich, was die Beurteilung durch andere Menschen angeht. Wenn es aber darum geht, sich in eine andere Person einzufühlen, kann es sein, dass es an der nötigen Feinfühligkeit fehlt. 

Auf Zurückweisung reagieren narzisstische Menschen empfindlicher als andere, das Fundament für das Bild im Spiegel ist nicht sonderlich stabil gebaut. Wenn es mal zu kritischem Feedback kommt, neigen Narzist:innen dazu, verärgert oder gar aggressiv zu reagieren und in den Verteidigungsmodus zu schalten. Sie schwanken dabei zwischen einem Bild der Großartigkeit und tiefer Verletzlichkeit.

Bei Menschen mit einer gesunden Selbstliebe und einem gesunden Selbstbewusstsein verhält sich die Sache schon anders. Denn Selbstliebe besteht aus den vier Eigenschaften Selbsterkenntnis, Selbstwertgefühl, Selbstachtung und Selbstfürsorge. Das sind die vier Ecken des Spiegels, in den selbstliebende Menschen schauen. Sie geben ihm einen stabilen Rahmen. 

Und mit dem Bild, das sie darin sehen, haben sie die Möglichkeit, gesunde und glückliche Beziehungen aufzubauen. Nicht selten erfreuen sich Menschen mit einem gesunden Maß an Selbstliebe auch an einem sicheren Bindungsstil. Sie können mit Kritik besser umgehen und diese in ihr Denken und Handeln integrieren und haben seltener das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.

## Die Beziehung zu sich selbst

Letztlich liegt der Unterschied zwischen Narzissmus und Selbstliebe also in der Art, wie Menschen die Beziehung zu sich selbst aufbauen und vor allem pflegen. Hier ist es wichtig zu wissen: Jede Beziehung, vor allem die zu sich selbst, kann sich wandeln. Narzisstisch veranlagte Menschen können genauso gut lernen, sich selbst auf gesunde Weise zu lieben wie auch Selbstliebende Zweifel haben können und Bestätigung bei anderen suchen. Jede Beziehung ist so einzigartig wie der Mensch, der sie führt. Und diese so gesund wie möglich zu führen, ist eine wichtige Voraussetzung, um zufrieden durchs Leben gehen zu können.

Denn wer eine gesunde Beziehung zu sich selbst hat, kann Herausforderungen mit mehr Resilienz begegnen und den eigenen Zielen nachgehen. Die Rechnung ist simpel: Wer weniger Energie darauf verwendet, mit sich selbst zu hadern, kann sie für schönere Dinge verwenden.

*Du lebst selbst mit einer/einem Narzisst:in in einer Beziehung und hast damit Schwierigkeiten? Du würdest gerne mehr über Selbstliebe und wie man sie lernt erfahren? Buche noch heute eine Session mit einer/einem unserer Coaches.*

Quelle: Narcissism, Self-Esteem, and the Positivity of Self-Views: Two Portraits of Self-Love W. Keith Campbell University of Georgia Eric A. Rudich University of North Carolina, Chapel Hill Constantine Sedikides University of Southampton

Eine gesunde Form der Selbstliebe wird oft mit Narzissmus verwechselt. Dabei sind die Unterschiede einfach zu erkennen.

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Narzissmus vs. Selbstliebe: Wann wird es ungesund?

Es hilft, in Zeiten der Not mit meinem Partner zu sprechen.

Normalerweise bespreche ich meine Probleme und Bedenken mit meinem Partner.

Es fällt mir leicht, mich auf meinen Partner zu verlassen.

Ich fühle mich nicht wohl, mich meinem Partner zu öffnen.

Ich ziehe es vor, meinem Partner nicht zu zeigen, wie ich mich in meinem Innern fühle.

Ich mache mir oft Sorgen, dass mein Partner sich nicht wirklich um mich kümmert.

Ich habe Angst, mein Partner könnte mich verlassen.

In einer Beziehung mache ich mir Sorgen, dass mein Partner sich nicht so sehr für mich interessiert wie für sich selbst.

**#sicher #frei #komfort**


Du fühlst dich sicher in deinen Beziehungen und hast kein Problem damit, zu einem gewissen Maß abhängig zu sein. Auch wenn dein Gegenüber von dir abhängig ist, bekommst du erstmal keine Bauchschmerzen.

Dabei hast du großes Vertrauen, dass dein Gegenüber für dich da sein wird, wenn du ihn oder sie wirklich brauchst. Dir fällt es leicht, ein Anker in der Beziehung zu sein und dabei ein Gefühl von Sicherheit auszustrahlen. Dabei bist du im wahrsten Wortsinn in guter Gesellschaft: **Etwa 50-60 % der Bevölkerung haben einen ähnlichen Bindungsstil wie du.**

Du hast eine solide Basis, doch du weißt es vermutlich selbst: Auch bei einem sicheren Bindungsstil bleiben Konflikte und Verletzungen nicht aus. **Die besten Mittel dafür kennst du wahrscheinlich schon: Selbstreflexion und Offenheit.**

Sicher

**#nähe #harmonie #overthinker #othersfirst**


Dein Bindungsstil ist **an Nähe und Geborgenheit ausgerichtet**. Das ist toll - in deiner Partnerschaft gibst du viel und verbreitest Wärme und Harmonie. Vertrautheit und Nähe sind dir wichtig - du liebst es, mit deinem Partner oder deiner Partnerin eng verbunden zu sein.

Blindes Vertrauen in deinen Partner ist schwer für dich, so ein kleiner Zweifel nagt dann doch manchmal an dir. Da muss dein Gegenüber manchmal ganz schön viel geben, um deine Sorgen zu besänftigen - die Bestätigung brauchst du aber auch! Manchmal kann es schon vorkommen, dass du denkst, dasss der oder die Liebste dich nicht so sehr braucht, wie das bei dir der Fall ist. Mit deinem Bindungsstil bist du nicht allein: **Etwa 25 % der Bevölkerung haben einen ähnlichen Bindungsstil wie du**.

Ängstlich

**#unabhängig #selbstständig #fakten #sicheredistanz**


Dein Bindungsstil ist stärker an **Autonomie** ausgerichtet. Du liebst deine Unabhängigkeit, bist selbstständig und bist dir selbst genug, du gehst am liebsten erhobenen Hauptes durch die Welt.

Doch kommt dir jemand zu nahe, kann es schon mal passieren, dass du dich zurückziehst. Schließlich willst du nicht die Gefahr eingehen, in eine Abhängigkeit zu geraten - daher behältst du dein Innerstes auch lieber für dich. Damit bist du nicht allein: **Rund ein Viertel der Bevölkerung haben einen ähnlichen Bindungsstil wie du.**

Vermeidend

**#selbstständig #leidenschaftlich #heißkalt #widersprüchlich**



Wie es aussieht, ist dein Bindungsstil sowohl **an Nähe als auch Autonomie ausgerichtet**. Du suchst die Nähe deines Gegenüber und kannst dabei sehr leidenschaftlich sein, das ist dir wichtig. Was dir noch wichtiger ist: Deine Unabhängigkeit. Für dich kann es sich schon mal seltsam anfühlen, von anderen abhängig zu sein. Doch es kann mindestens genauso seltsam wirken, wenn du die Bezugsperson für jemand anderen bist. Sowas engt dich irgendwie ein, obwohl du dir Nähe wünschst! Das kann auf manche Menschen verwirrend wirken. Erst kommst du angetigert, suchst die Nähe, findest sie - und zack! rennst du schnell wieder zurück in dein Versteck. Schließlich willst du nicht riskieren, dass dein Gegenüber nachher doch nicht für dich da bist, wenn du ihn oder sie am meisten brauchst. Mit deinem Bindungsstil bist du nicht allein: **Etwa 15 % der Bevölkerung haben einen ähnlichen Bindungsstil wie du.**

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Kipppunkt Spiegelbild: Ist das noch Selbstliebe oder schon Narzissmus?