**Wenn wir den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen kennen, kann uns das dabei helfen, uns selbst besser kennen zu lernen. Dafür drehen wir gemeinsam am Rad der Emotionen.**

Eigentlich war der Abend schön. Kerzenlicht, Lieblingspasta, Feierabend, später noch gemeinsam in eine Bar – alles perfekt! Nach dem Essen haben sich Anna und Tom dann auf die Couch gekuschelt, eng umschlungen lagen sie da. Doch dann – wie aus dem Nichts – wurde Anna wütend. Und das hat Tom dann abbekommen.

Sie fuhr ihn an: „Das ist mega unbequem! So kann ich dich nicht entspannt küssen!“. Tom war perplex. Anna stand auf, begann damit, die Wohnung aufzuräumen. Sie murmelte: „Jetzt ist der Abend sowieso gelaufen. Da brauchen wir auch nicht mehr ausgehen.“ Tom, der die Bemerkung gehört hatte, näherte sich ihr vorsichtig: „Alles okay? Kann ich dir irgendwie was gutes tun?“ „Nein! Und das weißt du genau.“

Schließlich zog Tom alleine los, wollte Anna und der ganzen Situation etwas Raum geben. Anna ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Als sie in den Spiegel schaute, sah sie ihre Augenringe und merkte mit einem Schlag, wie verdammt müde sie war. Dann dachte sie an Tom und dass sie jetzt eigentlich am liebsten mit ihm gemütlich auf der Couch liegen würde.

Dann kam das schlechte Gewissen: Eigentlich konnte Tom ja gar nichts dafür. Doch sie konnte es sich selbst nicht genau erklären, was da eigentlich passiert war. Sie konnte ihre Emotionen nicht richtig einordnen.

## Der Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen

Um zu verstehen, was bei Anna los ist, müssen wir zunächst den Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen klären. Zu den (Basis-)emotionen nach Paul Ekman gehören Freude, Überraschung, Wut, Traurigkeit, Angst und Ekel. Sie sitzen etwas tiefer in uns und sind manchmal nicht so leicht zu erkennen. Oft kommen sie als Gefühle an die Oberfläche. Zum Beispiel, wenn wir auf eine Situation aufgeregt, beschämt, albern oder auch aggressiv reagieren, so wie das bei Anna der Fall war. Ihre Basisemotion dahinter war eigentlich die Wut.

Schauen wir uns Annas Situation noch einmal genauer an.

*Wie würde Anna ihre Gefühle heute beschreiben?*

Es fühlt sich wie ein Gefühlskater an, gestern waren es viel zu viele Gefühle auf einmal und heute hat sie Kopfschmerzen. Sie fühlt sich verletzlich und unwohl.

*Wie hat sie reagiert, dass sie sich jetzt so fühlt?*

Sie hat wütend, verbittert, verwirrt und verurteilend reagiert.

*Wie hätte sie anders reagieren können? Was könnte sie Tom jetzt sagen?*

Anna hätte Tom mitteilen können, dass sie sich emotional verloren und verängstigt fühlt. Dass dahinter ihre Angst liegt, etwas mit der Person, die sie liebt und mit der sie sich auch eine Zukunft wünscht, falsch zu machen.

Sie könnte Tom sagen, dass sie sich wünschte, dass sie ruhiger geblieben wäre und ihm gegenüber nicht aggressiv geworden wäre. Es tut ihr leid, dass sie ihre Wut an ihm ausgelassen hat.

## Interaktiv: Das Rad der Emotionen

Wenn auch du das Gefühl hast, dass deine Emotionen nicht im Gleichgewicht sind, können wir sie uns gerne gemeinsam anschauen.

Bist du dabei? Dann lass uns mit einer Übung beginnen. Setzt dich hin und atme tief ein. Atme laut aus. Dann stell dir die folgenden Fragen:

- *Wie würdest du beschreiben, was du gerade fühlst?*
- *Was hast du kürzlich getan, dass du dich so fühlst wie du dich fühlst?*
- *Hättest du im Nachhinein vielleicht lieber anders reagiert?*

Nun schreibe alles auf.

Jetzt arbeiten wir daran, das emotionale Gleichgewicht in dir wiederherzustellen.

*Wo in deinem Körper spürst du das Gefühl?*

Schließe dazu die Augen und höre in dich hinein.

Wenn es dir schwerfällt, das Gefühl zu finden, fokussiere dich auf die einzelnen Körperteile, eines nach dem anderen. Fange bei deinem Kopf an, dann wandere zu deiner Stirn, über Gesicht, Hals, Schulter, Oberarme, Brustkorb langsam nach unten, bis du den Ort deines Gefühls findest.

Lass uns nun gemeinsam herausfinden, welches Gefühl dir die Emotion gibt. Gibt es ein Wort, dass deine Gefühlswelt beschreibt? Wenn du Schwierigkeiten hast, schau dir das „Emotion Wheel“ an. Es wurde von Dr. Gloria Willcox entwickelt.

Willcox hat die vier Basisemotionen Trauer, Wut, Angst und Freude als Grundlage für ihr Rad der Emotionen genommen. Allerdings hat sie „Freude“ noch in die Gemütslagen *friedlich*, *energiegeladen* und *fröhlich* aufgeteilt, die dann mit *traurig*, *wütend* und *ängstlich* eine Balance zwischen eher angenehmen und eher unangenehmen Gefühlen bilden. Diese Emotionen bilden also den Kern des Rades.

Nach außen hin sind die Kernemotionen farblich mit zugehörigen Gefühlen verbunden. Wenn du also nicht genau weißt, wie du dich gerade fühlst, kannst du den äußeren Ring nach deinem Gefühl absuchen. Von dort aus wanderst du dann nach innen, um zu deiner Kernemotion zu kommen.

![Emotion Wheel EN logo.de.png](https://dearest-content-storage.fra1.digitaloceanspaces.com/Emotion_Wheel_EN_logo_de_3040f6815c.png)


Es kann gut sein, dass die Einordnung deiner Gefühle nicht auf Anhieb klappt. Doch das macht nichts. Du kannst diese Übung so oft wiederholen wie du möchtest und immer wieder hierher zurückkehren. Wenn dir diese Übung gefallen hat, dann schreib auch das auf – es wird dir später einmal helfen, wenn du es dir wieder anschaust.

Mit der Zeit wirst du aber sehen, dass es dich stärker und glücklicher macht, wenn du deine Gefühle richtig einordnen kannst, anstatt von ihnen erschlagen zu werden. Denn wenn du deine Gefühle besser kennenlernst, lernst du auch dich selbst besser kennen. Und je besser du dich kennst, umso besser kannst du auch anderen Menschen gegenübertreten. So wird es dir möglich werden, dein Herz für andere zu öffnen, Vertrauen zu schöpfen und gesünder durchs Leben zu gehen.

*Du würdest dich und deine Gefühle gerne besser kennenlernen, schreckst aber noch vor dem Chaos zurück? Dann buche noch heute eine Probesession mit einer oder einem unserer Coaches! Gemeinsam kommen wir sicher weiter.*

Wer den Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen kennt, kann einen besseren Zugang zu seiner Gefühlswelt bekommen. Dabei hilft: Das Rad der Emotionen. 

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Das Rad der Emotionen: So lernst du deine Gefühle kennen